Dritte Mannschaft erreicht Remis in Lingen
Rein vom Rating her waren wir es, die sich gegen den SV Lingen in der Außenseiterrolle befanden, denn an den ersten drei Brettern lagen wir hier klar hinten, die nächsten vier Bretter waren ungefähr gleich bewertet, nur am letzten Brett lagen wir klar vorne – und exakt hier verschenkten wir sogar den möglichen Matchsieg!
Die Einzelheiten in chronologischer Reihenfolge:
Brett 3:
Wie mir der Computer zu meinem Erstaunen bescheinigt, war ich für lange Zeit besser, kam dann aber irgendwann zu einem Punkt, wo mich das Stellungsverständnis verließ, ich mich selbst in eine Quasi-Verluststellung bugsierte, die ich mit einem Patzer (den ich sofort eine Zehntelsekunde, nachdem ich die Figur losgelassen hatte, sah…) glorreich abschloss.
1 - 0
Brett 1:
Michael bekam es mit dem Schach-Urgestein GM Lev Gutman zu tun, der zwei Tage zuvor seinen 80. Geburtstag feiern konnte – nachträglich die besten Wünsche dazu!
In ausgeglichener Stellung kam es zu einem Duell zwischen den beiden Springerpaaren, welches, in komplizierter Stellung, zum Nachteil von Michael ausging. In wohl bereits verlorener Stellung kam dann auch der Klassiker eines Figureneinstellers dazu.
2 – 0
Brett 6:
Wer Niklas kennt, der weiß, dass seine Partien irgendwann fast immer in einer scharf taktischen Stellung münden. So auch hier, denn nach ausgeglichenem Spiel stand nach einer gegnerischen Ungenauigkeit plötzlich das Brett in Flammen, was Niklas mit einer Mehrfigur erfolgreich löschen. konnte
2 – 1
Brett 7:
Harald’s Partie nahm einen für ihn ebenfalls typischen Verlauf. Solider und ruhiger Aufbau, das Gleichgewicht war niemals gestört, und so einigte man sich nach 27 Zügen auf die Punkteteilung.
2 ½ – 1 ½
Brett 2:
Die 350 Punkte Ratingdifferenz machten sich in Thorsten’s Partie doch recht schnell bemerkbar, denn nach einem guten Dutzend Zügen war er mit einem Minusbauer bereits klar im Nachteil, suchte Gegenspiel und brachte sich dabei nur selbst um. Das DT-Endspiel mit drei Minusbauern mochte er sich dann nicht mehr zeigen lassen.
3 ½ – 1 ½
Also wie erwartet gingen die ersten drei Bretter verloren, also klare Niederlage für uns?
Nein, denn das NOH-Imperium schlug zurück:
Brett 4:
Durch eine kleine Taktik gewann Alwin eine Qualität, was zu einem für ihn total gewonnenem Endspiel TS<->TT führte, doch an einer Stelle übersah er dann eine Springergabel, mit Rückgabe der Mehrqualität - äh, halt! Natürlich hatte er erkannt, dass das sich ergebende Turmendspiel für ihn auch weiterhin klar gewonnen war, und er wollte nur die Stellung technisch vereinfachen (hüstel…).
3 ½ – 2 ½
Und wie sah es an den restlichen beiden Brettern aus? Können wir noch 1,5 Punkte holen? Wir hätten sogar zwei Volle für den Gesamtsieg mitnehmen können!
Brett 8:
Hendrik lieferte sich mit seinem Gegner ein langes Endspielgefecht TLS vers. TLS, dann TS vers. TS, und schließlich ein Springerendspiel. Er hatte einen Bauern mehr und Stockfish bescheinigt ihm mehrfach klare Gewinnstellung, und so lehnte er auch ein Remisangebot ab. Doch es war sehr kompliziert und so wogte der Kampf hin und her. Beiden Kontrahenten sah man die Anstrengung und Erschöpfung an, und so ist es total verständlich, dass Hendrik in der folgenden, für ihn total gewonnen Stellung, in das Remis einwilligte:
Stellung nach 51.Ke2 Sb2-+, auf Remis geeinigt.
Das ist gewonnen für Schwarz mit der Idee des Bauerntauschs a3 gegen c3 nebst Springertausch und gewonnenem Bauernendspiel.
Ich habe es ausführlich analysiert, aber damit das hier nicht ausufert, gebe ich hier nur die, lt. Stockfish, für beide Seiten beste Fortsetzung an:
52.Ke3 ( 52.Sc2 Kc5-+ ) 52...Sc4+ 53.Kd3 Sxa3 54.Kxc3 Sb5+! -+
Und wenn Weiß nicht tauscht, so tut es Schwarz mit einfachem Gewinn.
4 – 3
Wir mussten also in der Seeschlage des Tages unbedingt gewinnen, doch auf wen sonst, wenn nicht auf unseren Punktegaranten Jörg, wäre hier Verlass?
Brett 5:
Der Schlauberger Stockfish bescheinigte Jörg bereits nach einem guten Dutzend Züge eine Gewinnstellung, was seine Gegnerin dazu bewog, im Zug 17 ein inkorrektes Springeropfer zwecks Befreiung zu spielen. Jetzt war Jörg’s Stellung aber wirklich megatotal gewonnen, doch der Kampf lief und lief, seine Gegnerin verteidigte sich erfindungsreich, und so wurde es noch richtig Stress. So ist es auch kein Wunder, dass so um Zug 50 herum Schlaubergerlein in einem TS vers. T-Endspiel plötzlich auf die Einschätzung Remis umspringt. Doch das dafür notwendige trickreiche Manöver findet nur ein Blechhirn ohne Konditionsprobleme, aber kein Mensch mehr nach fast 4 Stunden Grübelei, und so konnte Jörg das Unentschieden letztlich erfolgreich sicher über die Bühne bringen.
4 – 4
Ich denke, das Ergebnis ist durchaus als ein Erfolg für uns zu werten. In der nächsten Runde spielen wir gegen die Zweite vom SV Osnabrück v. 1919, die, vielleicht etwas überraschend, einen Erstrundensieg gegen den SV Kaponier Vechta verbuchen konnten.
Unentschiedene Grüße
Jochen, 29.09.2025