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Zweite verliert knapp in Stade
Nach 3-stündiger Autofahrt und schwer zu findendem, da (r)echt versteckten Spiellokal, musste die Zweite Mannschaft am 23.04.2017 in der Landesliga Nord leider, und auch etwas unglücklich, eine knappe 4,5 – 3,5 Niederlage gegen den Stader SV einstecken – und dies sogar trotz erheblicher Verstärkung insbesondere aus der Dritten Mannschaft (LOL)!
Die Begegnungen im Einzelnen – ich hoffe, dass die Reihenfolge korrekt ist, bzw. dass ich die dichterischen Freiheiten in den Notationen auf den Durchschlägen richtig „interpretiert" habe:
Brett 2:
Als Erster war Wolfgang André fertig. Nach 17 theorielastigen Zügen, ohne sonderliche Vorkommnisse, einigte man sich in vollkommen ausgeglichener Stellung auf ein Unentschieden. Vielleicht wäre es besser gewesen, auf die sich wegen der gespielten Zugumstellungen dann anbietende „eigentliche" Hauptvariante mit 3.c3 einzuschwenken!?
0,5 – 0,5
Brett 6:
In einer für Michael Rosin durchweg problemlosen Partie war es meistens er gewesen, der mehrfach die Gelegenheit ausließ, sich zumindest einen kleinen Vorteil zu sichern (z. B. öfters a5!). In einer Endspielstellung mit symmetrischer Bauernstruktur und verschieden farbigen Läufern reichte man sich dann zum Friedensschluss die Hand, obwohl der Gegner noch zwangsläufig einen Bauern hätte gewinnen können:
Schlussstellung mit Weiß (Stade) am Zug.
30.Lf5! mit der Idee Lc8 hätte jetzt einen Bauern gewonnen – aber auch die Partie? Eher nicht.
1 – 1
Brett 8:
Die erste Niederlage für uns musste Hartmut Stinn einstecken. Durch tricky Bauernzüge, unter Bauernopfer (auf c4, s. u.), fing der Stader Hartmut's Damenläufer weg. Dies war zwar tatsächlich objektiv nicht das Beste für Weiß gewesen, denn 15.0-0! oder 15.Sxe6! wäre sogar noch stärker gewesen, doch, nun ja, Läufer ist Läufer...
Hartmut ist mit Schwarz am Zug. Der Le6 ist gefangen, doch nach dem Computer hätte er nun nach 16...Lg4! 17.fxg4 Sxg4 nicht nur zwei Bauern, sondern insbesondere auch durch die Ausnutzung des Feldes e3 Kompensation bis fast zum Ausgleich gehabt – Weiß wäre jedenfalls von einer Gewinnstellung weit entfernt gewesen. Er entschied sich jedoch für 16...Sg4?! 17.Sce2! +/-, wonach es anschließend nur noch in eine Richtung ging: den schwarzen Bach hinunter...
2 - 1
Brett 1:
Ich muss jetzt aufpassen, dass ich nicht in Begeisterungsstürme über Patrick Wiebe's Partie ausbreche – doch die war, wenn auch nicht ganz fehlerfrei bzw. 100% genau, einfach ganz große Klasse!! Durch eine äußerst feine Eröffnungsbehandlung (schööön...ein Genuss!) kam er mit Vorteil in das Mittelspiel, der sich durch schwarze Ungenauigkeiten stetig vergrößerte und letztendlich in einen Qualitätsgewinn mündete. Selbige gab er dann gegen Stellung elegant, und gar nicht forciert, wieder zurück. Danach war es 17 Züge lang nur noch Spiel gegen ein Tor, aus einer permanenten und totalen Gewinnstellung heraus. Es gab in der Folge viele hübsche taktische Motive, die zwar nicht alle erkannt wurden, aber die positionelle Überlegenheit war derartig groß, dass man sich auch durchaus ab und an mit dem Zweitbesten „begnügen" konnte – vermutlich war auch Zeitnot ein Faktor. Wenn ich das Partieformular richtig entschlüsselt habe, so überschritt der Stader im Zug 40 die Zeit, was aber auch komplett egal war, denn er hätte auch schon gut in den ca. 15 Zügen davor aufgeben können – und sollen. Eine, jedenfalls für meine Patzermaßstäbe, ganz tolle Partie, die mir beim Nachspielen viel Freude bereitet hat.
Arrrgh, die mir selbst auferlegte Selbstdisziplin des Anfangssatzes ist gescheitert...ich muss es einfach noch anfügen...ich muss einfach...:
BRAVO!!
(Kann ich bitte ein Autogramm auf mein T-Shirt bekommen?)
2 - 2
Brett 5:
Jürgen Meijerink hatte, um ehrlich zu bleiben muss man es sagen, schon etwas Glück – so ich denn die Notation richtig verstanden habe:
Beide Spieler hatten hier wohl einen Anfall von Schachblindheit, denn Jürgen hatte hier zuletzt 16.Lf4? (16.e5! +=) gezogen, wonach der Stader mit 16...Tc8? antwortete - aber jetzt hurtig, hurtig 17.e5! (LOL). Zum Glück für uns blieb das einfache 16...dxe4! 17.Se5 Sxd4-+ hinter den Kulissen...
Aber, maybe, vielleicht waren auch bei der Mitschrift die Züge vertauscht worden, oder ich habe etwas falsch „encrypted".
In einer Stellung mit schwarzer Qualität gegen weißen Mehrbauern wurde dann für beide im Zug 38 überraschend festgestellt, dass Schwarz die Zeit überschritten hatte (seit wann?). Der Computer sagt zwar am Ende =+ an, was aber praktisch gesehen Unsinn ist, denn mit DT gegen DL+Frei(mehr)bauer hätte man das nur sehr schwer, wenn überhaupt, mit Schwarz auf Gewinn spielen können.
2 – 3
Brett 3:
Leider musste ich die Zugeingabe in KOMODO10 der Partie von Jan Van Der Veen ab Zug 13 abbrechen, denn dann gingen das Rätselraten und die logischen Rekonstruktionsversuche los, was einem allerdings spätestens ab Zug 20 (bis 45) dann aber auch nichts mehr geholfen hätte („Ich kann meine Mitschriften oft selber nicht mehr lesen!" – Zitat Jan). Wie immer psychologisch interessant, denn wenn man auf dem Brett unter Druck steht, schreibt man als Mensch wohl auch immer mit einer entsprechenden Sauklaue (sorry, Jan...). So kann ich nur berichten, dass ich nach einen kurzen Blick auf die Schlussstellung gesehen hatte, dass Jan's König auf g1 tief in der Tinte steckte, während seine Figuren auf dem Damenflügel aus der Ferne zuschauten („Das wird Matt." - Zitat Jan). Rein materiell wäre er aber, wenn ich das auf die Schnelle richtig erkannt habe, im Vorteil gewesen. Whatever – Matt geht vor.
3 - 3
Brett 4:
Auch bei der Partie von Arno van Akkeren hatte ich mit dem Problem der Leserlichkeit zu kämpfen und brach die Erfassung im Zug 33 ab (denn wenn man auf Verlust steht ... krakel ... psychologisch ... etcetera ...). Es war aber auch egal, denn es ging in einer für Arno kompletten Verluststellung sowieso nur noch kurz weiter bis er seine Hand über das Brett reichen durfte. Die Niederlage war durch ein taktisches Übersehen zustande gekommen:
Stellung nach Arno's 16...f5?? (nach 16...Sd8 Dc2 wäre es nur ein kleiner weißer Vorteil gewesen). Doch nach jetzt 17.Sxd5!!+- ging im Rest der Partie nicht mehr viel, um nicht zu sagen: gar nichts.
4 – 3
Brett 7:
Ich (Hans-Joachim Schrader) war der Letzte der noch schwitzte und arbeitete. In einer theoretisch wohl bekannten und tausendmal gespielten Stellung brachte mein Gegner mit 12...g5?! plötzlich ein scharfes und sehr überraschendes Bauernopfer („Neuerung") – oder man kann auch sagen, er brach alle Brücken hinter sich ab, denn dies hätte eigentlich verlieren müssen (nur nebenbei für die Insider: f5 nebst e6 ging ÜBERHAUPT NICHT!). Das Stärkste wäre jetzt gewesen, dieses Opfer einfach zu ignorieren und sich ruhig weiterzuentwickeln (insbesondere den König mit 0-0 in Sicherheit zu bringen), wenn dies auch jetzt meinerseits ein (ggf. doppeltes) Bauernopfer bedeutet hätte – doch der Computer schiebt den Schwarzen dann anschließend positionell komplett und locker zusammen.
Ich nahm das Opfer jedoch an, was ebenfalls durchaus gut war, denn es brachte mir ein dickes +/- ein, doch es wurde damit auch eine scharfe „Partie der Zentrumskönige", denn Rochaden konnten wir beide ab sofort bis zum Ende vergessen.
Ich wusste, dass ich viel besser war, hatte Blut geleckt und ging vollkommen übereilt auf den feindlichen König los (hach – immer mein jugendlicher Sturm und Drang...), anstatt erneut mit dem Plan 0-0 mal für die eigene Sicherheit zu sorgen. Dabei übersah ich leider vollkommen den eigentlich „unmöglichen" schwarzen Damenzug Df4!! (absoluter KOMODO-Favorit!), denn ich musste jetzt „eigentlich" nur noch Tf1 antworten und es knallte undeckbar auf f7.
Stellung nach 16...Df4!!-/+ (im Zug vorher 15.0-0! wäre +/- gewesen) – Schwarz lässt De3+ folgen.
Wenn man auch als Verfasser eines Spielberichts ja sowieso immer sein verzapftes Zeug gut schönen kann, so muss ich hier dennoch mit (relativer) Objektivität mal sagen, dass mein Gegner nicht nur an dieser Stelle weit besser gespielt hat, als seine knapp 1.900'ter DWZ vermuten lässt – er hat auch sonst (fast) immer den besten Zug gefunden (Computer gesichert). Wie auch immer, nach dieser Keule Df4!! war die Stellung plötzlich mit -1 multipliziert worden, denn jetzt lautete der dicke Vorteil andersrum auf -/+. Aber jetzt darf ich mich in aller Bescheidenheit auch mal selbst loben (als Verfasser sowieso...), denn ich verteidigte mich, permanent an des Grabes Kante stehend, in der Folge sehr genau und fand eine ganze Reihe einziger Züge - es steht bei KOMODO niemals auf -+. Nach einem schwierig zu findenden und dann prompt ungenauen schwarzen Königszug (28...Kd8!-/+, anstatt 28...Ke7?!=, kann man schon mal mit wenig Zeit übersehen) gelang mir dann durch Taktik der Ausgleich, der in ein Totremis-Doppelturmendspiel mündete. Aufgrund des Gesamtergebnisses lautete die Anweisung „weiterspielen", und so probierte ich noch eine Weile rum, doch da ging nichts mehr - der Computer änderte in den letzten Dutzend Zügen bis zum Schluss im Zug 46 die Einschätzung 0.00 nicht mehr.
4,5 – 3,5
Schade – war knapp, hätte auch durchaus anders laufen können. Ab dafür - für weitere drei Stunden auf die Autobahn...
Hans-Joachim Schrader, 24.04.17