Ammerland ist Jammerland...
... jedenfalls was den Mannschaftskampf der Dritten in der Verbandsliga West gegen die SG Ammerland am 19.03.17 betrifft. Auch noch zusätzlich ersatzgeschwächt hätten wir sowieso als „Rating-Underdogs" in Bad Zwischenahn nur für eine Überraschung sorgen können, die aber leider ausblieb, denn wir unterlagen klar mit 5,5-2,5.
Der Reihe nach – die genannten DWZ-Differenzen beziehen sich immer zu Gunsten SG Ammerland:
Brett 5 – DWZ Differenz: 92
Harald Kirschnowski und sein Gegner müssen irgendwie irgendwas verwechselt haben, denn nein, das war kein Schnellschachturnier – oder war etwa die Uhr falsch eingestellt? (LOL) Wie auch immer, in einer mehr oder weniger ereignislosen „Partie" einigte man sich bereits nach 12 (!) Zügen auf Remis. Im Partieverlauf und auch am Ende war es immer Harald gewesen, der einen kleinen, aber auch nur sehr, sehr marginalen Vorteil gehabt hatte.
0,5-0,5
Brett 6 – DWZ Differenz: 140
Den obigen Rekord des Tages hätten Jörg Kölber und sein Gegner beinahe eingestellt, denn in einer theorielastigen Partie einigte man sich hier auch schon nach nur 17 Zügen auf Remis. In diesem kurzen Verlauf war das Gleichgewicht niemals gestört (gääähn...).
1-1
Brett 4 – DWZ Differenz: 160
Schlauerweise hatte ich (Jochen) mir den Durchschlag des Partieformulars des Gegners von Niklas Brinkers gesichert (tatsächlich leserlich!), und konnte so mal ausnahmsweise eine Rekonstruktion einer Brinkers-Partie durchführen. Niklas hatte bis inklusive Zug 16 immer, teilweise einen klaren, Vorteil gehabt, beging dann jedoch im Zug 17 eine Ungenauigkeit (17...a6?!, besser 17...Sc7! 18.Txa7 Tb7 =+), nach der sich das Blatt zu Gunsten des Ammerländers wendete. Und wenn man schlecht steht, so spielt man auch schlecht (eine Binsenweisheit...), und so ließ der Patzer im Zug 20 nicht lange auf sich warten.
Niklas mit Schwarz am Zug spielte hier
20...Dc7?? und nach 21.La5!+- konnte er nur noch zwischen Damen- oder Figurenverlust (Ld6) wählen. Er entschied sich für das gem. Computer geringere Übel und zog 21...Lxe5 22.Lxc7 Lxc7+-, doch objektiv war das natürlich materiell gesehen komplett verloren.
Der einzige Zug wäre 20...De6! gewesen, und nach zum Beispiel 21.Sc6 Lxh2+! 22.Kxh2 Dxc6 23.Dg4 hätte Weiß nur einen sehr kleinen Vorteil (+=) gehabt.
Die Partie zog sich dann noch bis Zug 44 hin, bis Niklas dann endlich mit Dame und Turm (Niklas hatte seit Zug 37 gar keine Figuren mehr...) Matt gesetzt war. Aufgeben? Niemals!
2-1
Brett 1 – DWZ Differenz: 168
In einer ebenfalls relativ kurzen (24 Züge), jedoch auch sehr präzisen Partie (fast ausschließlich Theorie- bzw. Computerzüge) einigte sich Alwin Gebben in einem TL-Endspiel mit symmetrischer Bauernstellung und verschieden farbigen Läufern mit seinem Gegner auf ein vollkommen gerechtfertigtes Remis. Während des Verlaufs hatte meist Schwarz immer einen Winzvorteil gehabt, doch das ist irgendwo Computerwahnsinn – im Grunde war's immer, wie am Ende, ganz klar, „0.00".
2,5-1,5
Brett 7 – DWZ Differenz: 165
Obwohl ich mir mit Bedacht nicht den Durchschlag, sondern das Original des Partieformulars von Jarno Scheffner gesichert hatte, ich alle möglichen logischen Partieverläufen versucht habe zu rekonstruieren (und scheiterte...), und obwohl ich noch zusätzlich die kryptologische Abteilung des LKA Niedersachsens konsultierte, war es mir schlicht unmöglich, irgendeinen Sinn in dieses verschlüsselte https-Protokoll hinein zu interpretieren. So kann ich nur berichten, dass Jarno im Zug 36 aufgab – warum und was in der Partie so los war weiß ich nicht.
Immerhin psychologisch interessant: Das erste Drittel ist noch halbwegs lesbar, im zweiten Drittel wird's wild und sehr unklar (wie in der Partie?), und das letzte Drittel ist nur noch chaotisch (vermutlich ebenfalls eine Parallele zur Partie?). Stellt sich die Frage: Wäre es Schönschrift gewesen, wenn Jarno Gewinnstellung gehabt hätte? (LOL)
Jarno möge mir diese tiefenpsychologische Analyse verzeihen, aber mangels Alternativen...;-o))
3,5-1,5
Brett 2 – DWZ Differenz: 114
Mein (=Hans-Joachim Schrader) Gegner meinte nach der Partie, dass er „irgendwo" auf Gewinn gestanden hätte. Eine Aussage, die ich weder vor Ort, noch zu Hause mit der Hilfe des Computers, nicht einmal annähernd nachvollziehen konnte. Im Gegenteil hatte ich in der ersten Hälfte der Partie mehrfach Fortsetzungen ausgelassen, die mir zum Teil sogar einen -/+ Vorteil hätten bescheren können. Allerdings waren das auch meist „unmenschliche Computervarianten" - so war es fast immer nur öder Ausgleich. Richtig ist, dass er in der zweiten Hälfte der Partie eine kurze Zeit lang auf += stand, aber niemals mehr, und es am Ende sogar kurzfristig wieder auf =+ schwenkte. Wie auch immer (die Wahrheit liegt irgendwo da draußen...), das Ganze mündete in ein Läufer- versus Springer-Endspiel mit jeweils zwei Bauern auf dem Brett, ein absolutes Dead Draw, was mein Gegner mir dann auch anbot. Aber mit 40 Zügen eine immerhin voll ausgekämpfte Partie (räusper...!!).
4-2
Brett 8 – DWZ Differenz: 282 (!)
WIE BITTE??? Fast 300 Punkte Unterschied in der Spielstärke??? Wenn hier eine ihren Gegner ganz klar in den Seilen hatte, dann war das Inken Meijerink!!! So viel erst mal dazu!
Sie stand so gut wie immer klar besser, und sogar einmal auf Gewinn! Doch, um in der Boxersprache zu bleiben, versäumte sie dann leider, leider den finalen Uppercut:
Der Weißspieler des SG Ammerland hatte hier zuletzt 19.Db5?? gezogen, was Inken leider nur mit dem Zweitbesten 19...Sc3!? beantwortete, was ihr aber immerhin letztendlich einen Mehrbauern einbrachte (20.Dxd7 Sxe2+ 21.Kf1 Sxg3+ 22.hxg3 Lxd7 -/+).
Auf der Stelle gewonnen hätte hier 19...Dxb5! 20.Lxb5 und jetzt erst 20...Sc3!-+, und was macht Weiß nun? Schade, schade ...
Das Ganze endete in einem Turmendspiel mit schwarzen Mehrbauern, doch 3 gegen 2 Bauern am selben Flügel ist ganz offenbar nicht nur theoretisch ein Remis.
Frauen an die Front!
4,5-2,5
Brett 3 – DWZ Differenz: 195
Ingo Oehne produzierte eine ziemlich komplizierte Partie, in der er von Anbeginn permanent schlechter war – hier wurde der Spielstärkeunterschied auf dem Papier auch praktisch sofort deutlich. Immerhin hielt er sich lange bis zum 33. Zug so einigermaßen, doch wenn man die ganze Zeit nur „hinten drin" steht, muss einfach irgendwann der Patzer kommen:
Ingo hatte hier zuletzt 34.Se4-d2? gespielt (34.Tbc1 wäre „nur" -/+ gewesen), und stand nach der starken schwarzen Antwort 34...e5!-+ klar auf Verlust, der sich im Zug 48 in einen ganzen Ammerländer Punkt realisierte.
Endergebnis:
5,5-2,5
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, so waren die Ammerländer im Schnitt über alle 8 Bretter gesehen 164,5 DWZ-Punkte stärker als wir, oder, m. a. W., es hätte auch schlimmer kommen können...(z.B. Fußpilz oder so).
Hans-Joachim Schrader, 20.03.2017