Jarno bei der Schach-WM Tag 3
Leider verlor Jarno auch in Runde 2. Hier wieder der lesenswerte Tagesbericht von Patrick
Alles französisch oder was?
Pünktlich um 9.30 Uhr, für die meisten Schachspieler viel zu früh, startete heute die zweite Runde der Weltmeisterschaften für Jarno. Er war hochmotiviert und wollte unbedingt mit Schwarz seinen ersten Sieg einfahren. Dazu musste er gegen Adam Wirth (ELO 1964) aus Ungarn gewinnen, der dem ICCD angehört. Das steht für International Chess Committee of the Deaf – also dem Weltverband für gehörlose Schachspieler. Bei unserer gestrigen Vorbereitung hatten wir gesehen, dass Adam Wirth bisher gegen Französisch nichts im Petto hatte und immer die Abtauschvariante gespielt hatte. Da wären wir wieder bei dem Thema von gestern, wobei dieser Tausch als günstig für Schwarz gilt, da er die Probleme seines „französischen Läufers“ sofort löst. Also entschloss wir uns dazu, es mal mit Französisch zu probieren.
Jarno gegen Adam Wirth an Brett 26
Leider wartete der Gegner nach 1.e4 e6 mit 2.De2 mit einer Überraschung auf. Dieser Zug wurde früher gerne von dem russischen Großmeister Tschigorin gespielt und daher trägt dieses Abspiel in der Französischen Verteidigung auch seinen Namen. Jarno fand leider kein gutes Eröffnungskonzept gegen diesen Aufbau und seine Figuren standen sich gegenseitig im Weg. Mit einer gegenseitigen Rochade lud Jarno dann seinen Gegner zu einem Sturm auf die französische Bastille ein. Diesen überlebte der schwarze König nicht lange, nachdem Jarno noch einen vergifteten Bauern geschlagen hatte. Auch wenn Niederlagen immer schmerzlich sind, so waren die Gegner doch deutlich stärker eingeschätzt. Den Start mit zwei Verlustpartien in ein Turnier nennt man auch Schweizer Gambit und die Schweiz hat ja einen französischen Teil. Vive la france!
Am Nachmittag ging es dann mit dem Bus auf in die Dresdner Innenstadt. Zuerst sind wir durch die Dresdner Altstadt gewandert und haben uns das Residenzschloss, die Semperoper und die Brühlschen Terrassen angesehen. Im Café Vis-à-Vis der Elbe, gab es dann den berühmten Dresdner Christstollen. Gestärkt ging es zum Schluss in die Frauenkirche, die nach dem Wiederaufbau das Wahrzeichen Dresdens ist. Damit sind wir auch schon bei meinem Dresdentipp nombre trois.
Jarno vor der Frauenkirche
Ah ja, was mache ich eigentlich so den ganzen Tag? Nachdem ich aus den Nachrichten erfahren hatte, dass für heute wieder eine PEGIDA-Demonstration auf dem Theaterplatz angekündigt war, habe ich mich etwas überpünktlich eingefunden, um meine persönliche Gegendemonstration zu starten. Auf einer Webseite für einfache Sprache habe ich eine schöne Erklärung dazu gefunden: PEGIDA heißt Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Die Menschen die bei PEGIDA demonstrieren haben Angst - Angst vor Ausländern, Angst vor anderen Kulturen, Angst vor anderen Religionen, Angst davor, dass in den Zeitungen falsche Sachen stehen, Angst vor der Zukunft. Ehrlich gesagt ich habe höchstens Angst vor PEGIDA.
Zum Glück sind bei den Weltmeisterschaften im Schach für Menschen mit Behinderungen Menschen aus allen Kulturen und Ländern willkommen. Morgen muss Jarno mit Weiß gegen Malgarzata Napierala (ELO 1722) aus Polen antreten und wir wünschen ihm bonne chance.